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Gegenstand des SNF-PRIMA-Projekts ist ein Überschneidungsbereich von Theater und Medizin: Während sich die Selbstbeschreibung der Psychosomatik als medizinischer Fachdisziplin bis heute vielfach der Theatermetaphorik bedient, beruft sich umgekehrt die Tragödie seit der Antike auf Affekte, also auf jene zumeist heftigen Gemütserregungen, die als ganzheitliche psychophysische Gestimmtheit definiert werden können. Das Projekt nimmt diese Überschneidung zum Ausgangspunkt einer historischen und systematischen Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Psychosomatischen und dem Theatralen.
Hier zum Nachhören auf dem SWITCHcast MediaSpace der UZH
Die Antrittsvorlesung gibt Einblicke in das SNF-PRIMA-Projekt «Theater und Psychosomatik: Melancholie um 1800 – Hysterie um 1900 – Erschöpfung um 2000». Dass psychische und soziale Leiden «unter die Haut gehen», dass Körper «sprechen» und Auskunft geben über die kritischen Lagen ihrer jeweiligen Gegenwarten, ist eine der Annahmen von Psychosomatik und verschwistert diese subkutan mit der Literatur und dem Theater. Die behauptete Epochensignatur der «Erschöpfung» wird im Spiegel der Gegenwartsliteratur und deren medialer Anordnungen befragt: Wie steht es um die beschleunigten «Störungen» der Gegenwart, um das Zuviel des Um-zu, um die Verausgabung digitaler Netze, die Überhand medialer Transparenz? Und wann erfüllt, wann «stört» die Literatur die ihr angetragenen Hoffnungen auf (kulturpessimistische) Zeitdiagnostik?