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Im März und im Oktober 2020 wurde an der Universität Zürich die Präsenzlehre eingestellt – eine Formulierung, die mittlerweile wohl ohne Fragezeichen verstanden wird. Noch Anfang Jahr hätte man wohl – zumindest alltagssprachlich – die Erweiterung des Wortes Lehre um das Determinans Präsenz als einigermassen redundant erachtet, denn Präsenzlehre war meist der Normalfall von Lehre. Deklarieren musste man höchstens davon abweichende Konzepte, beispielsweise Fernlehre.
Die Sachlage hat sich auf denkwürdigste Weise verändert. In unserem Projekt hat sich das, wenn man so will, auf einer akademisch-produktiven, sowie -rezeptiven Seite niedergeschlagen. Ersteres in der Art und Weise, wie es alle betroffen hat und letzteres, weil mit der Kategorie des Hörsaals als Interaktionsraum nicht nur unsere eigenen Veranstaltungen, sondern ein ganzes Drittel der Datengrundlage dieses Forschungsprojekts ins Homeoffice transloziert wurde.
Dazu kommt, dass auch die anderen zwei Drittel nicht unberührt geblieben sind. Zwar hat noch niemand von der Einstellung der Präsenzliturgie und der Etablierung der Fernliturgie geredet, aber passiert ist streckenweise faktisch genau dies. Quantitativ betrachtet der einzige Profiteur ist der Schalter. Diese spezifische Gliederung eines Interaktionsraumes war bis Anfang 2020 ein in der Tendenz eher rückläufiges Phänomen, welches seit dem diesjährigen Lockdown allerdings eine grossflächige Renaissance erlebt mit Glasschaltern an Orten, wo sie noch nie zuvor jemand gesehen hat.
Das ganze Forschungsprojekt auf Steilpässe der Pandemie umzustellen, wäre hoffentlich etwas voreilig. Dass diese neu entstehenden Interaktionsräume, -angebote und -muster aber mit gewisser Faszination berücksichtigt werden und mit einfliessen, ist unbestritten.