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Deutsches Seminar Handlungsformen der Gesetzessprache

Projekt

Beschreibung

Eugen Huber
Eugen Huber (1849–1923), Verfasser des Schweizerischen Zivilgesetzbuches und Verfechter einer «volkstümlichen» Gesetzessprache.

Die Forderung nach verständlich(er)en Gesetzestexten ist zwar nicht neu, bleibt aber von unverminderter gesellschaftlicher Brisanz. Der Schweiz kommt dabei eine Vorreiterrolle zu: Sie kennt eine Praxis des verständlichen Formulierens von Gesetzestexten, die bis in die Anfänge des modernen Bundesstaats zurückreicht. Erstaunlicherweise ist diese Praxis sprachwissenschaftlich (und insbesondere textpragmatisch) bislang erst spärlich analysiert und reflektiert worden. Unser Projekt leistet einen Beitrag zur Schliessung dieser Forschungslücke.

Die Textpragmatik fasst Texte als komplexe sprachliche Handlungen auf, die einem bestimmten kommunikativen Zweck dienen. Für gewisse Zwecke haben sich dabei besondere Formen sprachlichen Handelns herausgebildet. Das gilt auch für die Gesetzgebung. Gesetzestexte enthalten eine auf den ersten Blick überraschende Vielfalt sprachlicher Handlungen: auf der textuellen Ebene (z.B. Verbote, Erlaubnisse, Ermächtigungen, Strafandrohungen), auf der metatextuellen Ebene (z.B. Präambeln, Zweck-, Gegenstands-, Inkrafttretensbestimmungen) und auf der intertextuellen Ebene (z.B. Vollziehungsverordnungen, Umsetzungsgesetze, Änderungserlasse). Die konkrete sprachliche Realisierung dieser Handlungsformen beeinflusst, wie verständlich ein Gesetzestext ist und wie bereitwillig er von den Rechtsunterworfenen akzeptiert wird.

Unser Projekt hat zum Ziel, eine textpragmatische Beschreibung gesetzessprachlicher Handlungsformen zu entwickeln, die einerseits aufzeigt, wie Gesetzestexte als komplexe, institutionalisierte Sprachhandlungen funktionieren, und es andererseits erlaubt, verschiedene Varianten der sprachlichen Realisierung mit Blick auf die Verständlichkeit und auf die Haltung, die der Gesetzgeber darin gegenüber den Rechtsunterworfenen zum Ausdruck bringt, zu reflektieren. Um die pragmatischen Eigenheiten der zeitgenössischen Schweizer Gesetzessprache herauszuarbeiten, werden die Formulierungen des aktuellen Schweizer Bundesrechts mit den Formulierungen in älteren Schweizer Gesetzestexten und in Gesetzestexten anderer deutschsprachiger Länder verglichen.

Finanzierung

Schweizerischer Nationalfonds (Förderungsprofessur)

Laufzeit

Januar 2019 – Dezember 2022

Teilprojekte

Das Projekt umfasst die folgenden Teilprojekte:

Weiterführende Informationen