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Das 18. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der Briefe: Briefe waren allgegenwärtig, als Privatbriefe, publizierte Briefsammlungen, moralische und historische Schriften und Briefromane. Sie scheinen das Standardgefäss für Schreiben in Prosa, dennoch fehlt eine systematische Untersuchung des epistolaren Schreibens im Skandinavien des 18. Jahrhunderts.
Das Projekt widmet sich diesem Forschungsdesiderat und geht von der Annahme aus, dass an den epistolaren Texten narratologische und mediologische Problemkomplexe des Erzählens sichtbar werden. Gerade das Zusammenspiel von medial-illinearen und oral-linearen Erzählweisen, das an den Briefeinlagen deutlich wird, scheint ein zentrales Erzählparadigma des frühen neuzeitlichen Schreibens zu sein. In diesem Projekt soll deshalb ein Modell des epistolaren Erzählens entworfen werden, welches die Bedeutung von typographischem Erzählen, medialen und narrativen Rahmungsverfahren und selbstreferentiellen Strukturen herausstellt. Dafür werden Theorien der historischen Narratologie, Unnatural Narratology, Mediologie und Buchgeschichte herangezogen. Die Einbindung von sowohl faktualen als auch fiktionalen Prosatexten aus Dänemark und Schweden lässt schließlich nicht nur einen Fokus auf die Fiktionalitäts-, sondern auch auf die Romangenese in Skandinavien zu.