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Deutsches Seminar Ansichtskartenprojekt

Forschungsziele

1. Textsortenlinguistik und Korpuspragmatik, diachron und synchron

Musterhaftigkeit im Spannungsverhältnis von Standardisierung und Variation.
Die Ansichtskarte zeichnet sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch stark muster- und formelhafte sprachliche Lösungen zur Umsetzung spezieller kommunikativer Zwecke im Kontext der privaten Fern- und Alltagsschriftlichkeit aus. Dies zeigt sich prototypisch am Beispiel der seit den 50er und 60er Jahren mit dem Aufkommen des Tourismus massenhaft verbreiteten Urlaubsansichtskarten. Für eine text- und korpuslinguistische Untersuchung von Standardisierung und Variation sowie die Analyse kommunikationsgeschichtlicher Umbrüche erscheinen Urlaubsansichtskarten folglich besonders vielversprechend. Zugleich wird damit ein substantieller Beitrag zur neueren Textsortengeschichte des 20. Jahrhunderts geleistet.

Musterhaftigkeit als gemeinsamer methodologischer Nenner.
Die Textsortenlinguistik ist bis heute durch eine im weitesten Sinne qualitative Vorgehensweise geprägt und hat insgesamt noch wenig von computer- und korpuslinguistischen Datenaufbereitungs- und Untersuchungsverfahren profitieren können. Umgekehrt arbeiten zwar Korpus- und Computerlinguistik in der Regel mit Korpora, die aus Texten bestehen, profitieren aber ihrerseits noch wenig von genuin textlinguistischen Konzepten und Analysekategorien. Urlaubsansichtskarten erscheinen als bekannt formelhafte und zugleich sehr überschaubare Textsorte besonders geeignet, ein Konzept von Musterhaftigkeit zu entwickeln, das text- und korpuslinguistische Perspektiven vereint.

2. Text-Bild-Verknüpfung: Textualität der Beidseitigkeit

Ansichtskarten haben kein recto und kein verso, sondern bieten eine Beidseitigkeit von Lesen und Betrachten. Entsprechend vielfältig sind die Bezüge zwischen Sprache und Bild, die sich insbesondere zwischen dem Zeigen (der „Ansicht“) und dem Bezugnehmen auf Räume ergeben, was die Untersuchung der Raum-Referenz auch unter dem Aspekt der Multimodalität vielversprechend macht.

3. Sprache-Raum-Forschung: Referenz auf Welt als Urlaubsort (lingua turistica)

Mit der Ausprägung von Ansichtskarten als Medium des Schreibens über Urlaub haben sich Muster der Referenz auf Orte, Länder, Landschaften und Regionen herausgebildet, die ein reiches Untersuchungsmaterial für textsortenspezifische Raum-Referenz bilden.

 

 

Karte 2 Textseite
Karte 2 Bildseite