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Deutsches Seminar

Bedeutung und Kontext

E-Learning und Blended-Learning im universitären Kontext

Universitäre Lehre findet traditionell in Form der Präsenzlehre sowie durch die Lektüre wissenschaftlicher Texte statt. Etwa seit Mitte der 1990er Jahre spielen vermehrt auch Formen des E-Learning oder Blended-Learning eine immer wichtigere Rolle. Jedoch beschränkt sich dies nach wie vor weitestgehend auf das Verfügbarmachen von Informationen und Wissen in Form von Skripten, Literatur, Präsentationsfolien oder Podcasts. Interaktion zwischen den Studierenden innerhalb von Lerngruppen wird zwar immer wieder als wünschenswert gefordert, aber nur selten auch durch geeignete technische und didaktische Szenarien umgesetzt.

Forschungsstand

Mehr noch als die universitäre Praxis des Online-Lernens steckt ihre empirische Untersuchung in den Kinderschuhen.

Trotz einer Vielzahl pädagogischer und psychologischer Studien wissen wir über die konkreten Erscheinungsformen und die Natur der unter diesen Bedingungen ablaufenden kommunikativen Prozesse bislang sehr wenig.
Da sich die Mehrzahl pädagogischer und psychologischer Studien zum E-Learning auf die Qualität von Online-Lernangeboten und den Lernerfolg der TeilnehmerInnen konzentriert, stützt sich die Reflexion des Einsatzes neuer Medien im Unterricht bislang vornehmlich auf Evaluationen in Form von Befragungen. Empirische Untersuchungen zu den Erscheinungsformen der kommunikativen Prozesse in digitalen Lernumgebungen, bei denen zudem auch die dialogischen Strukturen (s. unten) der Kommunikation differenziert untersucht werden, sind nach wie vor selten.

Medienlinguistische und soziolinguistische Studien zur computervermittelten Kommunikation haben sich bislang vor allem auf alltagsnahe, informelle Online-Kommunikation bezogen. Im Fokus stehen insgesamt vorwiegend die Variation des Sprachgebrauchs, Sprachwandelprozesse sowie der Status einzelner Kommunikationsformen (z.B. Email, Chat, Forum) zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, oftmals auch in sprachkritischer Perspektive. Dabei wurde der institutionelle Bereich der Kommunikation, speziell jener der angeleiteten Lern-Kommunikation unter Studierenden, noch weitgehend ausser Acht gelassen.

Analyse dialogischer Strukturen als Desiderat

Über die konkreten Erscheinungsformen und die Natur der kommunikativen Prozesse in einer institutionalisierten, aufgabenorientierten Lernumgebung wissen wir daher noch sehr wenig. Insbesondere empirische Analysen digitaler Kommunikationsformen, bei denen auch die dialogischen Strukturen untersucht werden - im Gegensatz zur Untersuchung einzelner, isolierter Äusserungen -, sind nach wie vor ein Desiderat.

Die Berücksichtigung dialogischer Strukturen ist für die Untersuchung asynchroner Kommunikationsformen wie Diskussionsforum oder E-Mail wichtig zum Verständnis der beobachtbaren sprachlichen Strukturen, da die Kommunikation auch unter asynchronen Bedingungen zumeist dialogisch organisiert ist: Postings in einem Forum oder E-Mails sind nicht isoliert, sondern in einen grösseren Kommunikationszusammenhang eingebettet, denn sie beziehen sich in der Regel retrospektiv auf vorangegangene Beiträge und/oder erzeugen prospektiv die Erwartbarkeit einer oder mehrerer Anschlusshandlungen:

Analyse Dialogischer Verknüpfungen

Beispiel 1: Dialogische Verknüpfungen im Diskussions-Forum (Namen anonymisiert)

An dieser Stelle setzt das Projekt "Universitäre Lern-Kommunikation in virtuellen Räumen" an. Mithilfe empirischer Untersuchungen dialogischer kommunikativer Aktivitäten trägt es dazu bei, Online-Kommunikation in Lern-Kontexten differenziert zu rekonstruieren. Der Fokus des Projektes liegt also primär auf der empirischen Grundlagenforschung zu einem bislang noch kaum untersuchten Feld der Lern-Kommunikation unter Online-Bedingungen.

Weiterführende Informationen

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