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Deutsches Seminar

Newsletter Oktober 2019

Liebe Mitglieder der GfdSL

Zwischen Literatur und Fest besteht ein besonderer Zusammenhang: Man kann etwa an die höfischen Feste denken, die Orte des mündlichen Vortrags volkssprachiger Dichtung waren, oder auch an die Gelegenheitsdichtung des Barock, die etwa zu Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen verfasst wurde. In der Gegenwart wird die Literatur selbst gefeiert, so auf den zahlreichen Literaturfestivals wie etwa ‚zürich liest‘, das Ende Oktober zum Thema „Sein und Schein“ in Zürich, Winterthur und der Region zahlreiche Menschen, die sich für Sprache und Literatur begeistern, zusammenbringen wird. Eben dies tut auch die Gesellschaft für deutsche Sprache und Literatur seit nunmehr 125 Jahren und im stets geselligen Rahmen – traf man sich doch mehr als vierzig Jahre im Zunfthaus zur Waag. Dass auch das Deutsche Seminar Ort rauschender Feste sein kann, wurde bereits mehrfach unter Beweis gestellt, doch wollen wir im kommenden Herbst aus Anlass des Jubiläums die Gesellschaft für deutsche Sprache und Literatur besonders feiern. Alle Informationen hierzu finden Sie in diesem Newsletter.

Retrospektive

Führung durch Kellers verträumte Realitäten

Im Rahmen des Jubiläums „200 Jahre Alfred Escher und Gottfried Keller“ lud die GfdSL am 1. März zu einem exklusiven Anlass im Strauhof. Rund 30 Mitglieder folgten dem Aufruf und begingen die Ausstellung „Gottfried Keller – Der träumende Realist“ unter der Führung von Roman Hess und Kathrin Egolf.

Bereits der Ankündigungstext für die Ausstellung stellte in Aussicht, dass auch einem sachkundigen Publikum neue Einblicke in Kellers Leben und Werk geboten werden würden. Dort heisst es gleichsam anregend und ambitioniert, dass die Ausstellung im Strauhof Gottfried Kellers „literarisches Schaffen zwischen Realität und Fantasie, Fakten und Fiktionen detailliert nachzeichnet“ und zeigt, „wie Traum und Phantasie Kellers poetische Inspiration beflügeln. Und wie es ihm zugleich gelingt, diese Urkräfte formal zu bannen“. Entsprechend erwartungsvoll war die Stimmung, als sich die rund 30 GfdSL-Mitglieder am Eröffnungstag der Ausstellung um 18:00 Uhr zur exklusiven Führung durch den Strauhof einfanden.

Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Dem Kurator Roman Hess ist es gelungen, Kellers künstlerischen und biografischen Werdegang in einer facettenreichen Inszenierung nachzuzeichnen. Biografische Fakten wurden dabei geschickt mit Auszügen aus Kellers literarischem und malerischem Schaffen verflochten und durch eine Vielzahl von zeitgenössischen und aktuellen Zeugnissen ergänzt und kommentiert. Der Schwerpunkt der Ausstellung lag dabei biografisch auf Kellers Kinder- und Jugendjahren und auf seinen späteren Beziehungen zu Frauen. Im Hinblick auf das künstlerische Werk lag der Fokus auf Kellers Wandel vom Romantiker zum Realisten, wobei dieses Narrativ durch eher unbekannte, teils surreal anmutende Exzerpte aus seinem Werk intelligent kontrastiert wurde.

Im Anschluss an die Führung fanden sich die Mitglieder der GfdSL zum gemeinsamen Apéro ein und setzten sich – und dies dürfte durchaus im Sinne des Protagonisten der Ausstellung gewesen sein – bei einem Glas Wein vertieft und anekdotenreich mit Kellers Leben und Schaffen auseinander. Einen nachträglichen Eindruck von der Ausstellung gibt die vom Strauhof zur Verfügung gestellte Liste der Exponate, wo einzelne Ausstellungsstücke auch online verfügbar gemacht werden.

Agenda

125-jährige Jubiläumsfeier der GfdSL

Jubiläum
Auf dem Podium: Frauke Berndt, Guido Seiler und Maximilian Benz

Fester Bestandteil des Programms der GfdSL sind die literaturwissenschaftlich-linguistischen Podiumsdiskussionen. Am 28. November geben Prof. Dr. Frauke Berndt (Neuere deutsche Literatur), Prof. Dr. Guido Seiler (Linguistik) und PD Dr. Maximilian Benz (Ältere deutsche Literatur) in anschaulichen Impulsvorträgen Einblicke in die literaturwissenschaftliche und linguistische Beschäftigung mit dem Thema ‚Feiern‘. Im Anschluss an die Impulse besteht die Möglichkeit zur Diskussion, ehe das Thema dann bei einem Apéro riche performativ umgesetzt wird: Die GfdSL lädt herzlich dazu ein, bei vertiefenden Gesprächen auf das 125-jährige Bestehen der Gesellschaft anzustossen.

Termin: Donnerstag, 28. November 2019, 18:15 Uhr

Ort: Deutsches Seminar, Schönberggasse 9

Zurich Distinguished Lecture

Art of Interpretation
Fatima Naqvi

Nach David Wellbery, Cecilia Sjöholm und Rüdiger Campe hält in diesem Jahr Fatima Naqvi von der Yale University die ‚Zurich Distinguished Lecture‘: Sie wird am Dienstag, 22. Oktober, in der Aula des RAA-Gebäudes zum Thema „Die beleidigte Landschaft“ sprechen. Naqvis Forschungsschwerpunkte liegen im Überschneidungsbereich von Film und Literatur, so hat sie sich mit österreichischen Autor*innen und Filmemacher*innen des 20. und 21. Jahrhunderts beschäftigt, aber auch Beiträge zur Theorie der Interdisziplinarität und zu den ‚Affect Studies‘ geleistet.

Seit 2016 fragt die von Frauke Berndt veranstaltete Vorlesungsreihe nach einer Standortbestimmung der germanistischen Literaturwissenschaft. Gerade von den Departments ausserhalb der Schweiz, Österreichs und Deutschlands gehen seit Jahrzehnten wichtige Impulse für die literaturtheoretische Diskussion aus; deren renommierte Vertreterinnen und Vertreter für einen Vortrag in Zürich zu gewinnen und so zur Auslotung und Überschreitung von Grenzen einzuladen, ist wesentliches Ziel der Reihe, die um die germanistische Kernfrage der ‚Art of Interpretation‘ kreist.

Termin: Dienstag, 22. Oktober 2019, 18:15

Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 59, RAA-G-01 (Aula)

Poetik-Vorlesung

Poschmann
Marin Poschmann

Die diesjährige Poetikvorlesung, die das Deutsche Seminar in Kooperation mit dem Literaturhaus Zürich ausrichtet, wird Marion Poschmann zum Thema „Tierpoetiken“ auf Einladung von Barbara Naumann und Gesa Schneider halten. Die drei Vorlesungen mit den Titeln ‚Wappentier Qualle‘, ‚Das Schaf der Vernunft‘ und ‚Die Wolfskrankheit‘ finden am 7, 14. und 21. November jeweils ab 20 Uhr statt. Poschmann hat zahlreiche Romane – zuletzt erschien „Die Kieferninsel“, in der sich ein japanischer Jugendlicher begleitet von einem Bartforscher auf sie Suche nach dem scheinbar idealen Ort für einen Selbstmord machen, – und Lyrikbände sowie Essays vorgelegt. Jeweils am Freitag nach der Poetikvorlesung finden von 10 bis 12 Uhr Werkstattgespräche am Deutschen Seminar statt.
Die Mitglieder der GfdSL erhalten freien Eintritt zu den Poetikvorlesungen im Literaturhaus.

Termine: Donnerstag, 7., 14. und 21. November 2019, 20 Uhr

Ort: Literaturhaus Zürich, Limmatquai 62

Prämiert!

Ausgezeichnete Bachelorarbeit

Seit diesem Jahr prämiert die GfdSL exzellente Abschlussarbeiten des Deutschen Seminars mit einem mit 500 Franken dotierten Preis. Wir gratulieren Ann-Sophie Bosshard, die im Herbstsemester 2018 ihre BA-Arbeit zum Thema „Literaturtheoretische Ansätze in E.T.A. Hoffmanns ‚Der Goldene Topf‘“ verfasst hat. Sie beschreibt die Verbindung der realistischen und der phantastischen Welt in Hoffmanns Text und legt besonderes Augenmerk auf die literarische Selbstreflexivität des Texts. Ihren fiktionstheoretischen Ansatz vermittelt Frau Bosshard induktiv in Close-readings, in denen sich ihr analytisches Potenzial voll entfaltet.

Deutsches Seminar

Frischer Wind am DS

Im Herbstsemester 2019 werden gleich zwei Lehrstühle der linguistischen Abteilung des Deutschen Seminars neu besetzt: Guido Seiler hat per 01.08. die Nachfolge Elvira Glasers am Lehrstuhl für Germanische Philologie angetreten. Noah Bubenhofer übernimmt als Assistenzprofessor mit Tenure Track den Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft von Angelika Linke.

Elviar Glaser und Angelika Linke

Elvira Glaser und Angelika Linke

Es war ein denkwürdiger Abend: In der bis auf den letzten Platz mit namhaften VertreterInnen der internationalen Germanistik besetzten Aula der Universität Zürich hielten Elvira Glaser und Angelika Linke am 16. Mai gemeinsam ihre Abschiedsvorlesungen. Beiden Professorinnen gelang es dabei, einen zukunftsweisenden Aspekt ihrer aktuellen Forschung mit einem pointierten Rückblick über ihre weitreichenden Tätigkeiten in der Sprachwissenschaft zu verbinden. Anschliessend wurde der Abschied im Gartenpavillon Stockartgut bei einem Apéro gebührend gefeiert. Die GfdSL möchte Elvira Glaser und Angelika Linke an dieser Stelle herzlich für ihr nachhaltiges Schaffen am Deutschen Seminar danken, welches der Zürcher Linguistik zu internationalem Renommée verholfen hat.

Noah Bubenhofer und Guido Seiler

Noah Bubenhofer und Guido Seiler

Noah Bubenhofer hat sich über die letzten Jahre insbesondere als Pionier in der datengeleiteten Korpuspragmatik und deren Verbindung mit kultur- und diskurslinguistischen Fragestellungen international einen Namen gemacht. Nach zahlreichen Forschungs- und Lehrtätigkeiten, darunter das Institut für deutsche Sprache in Mannheim, die Technische Universität Dresden, das Institut für Computerlinguistik in Zürich und die ZHAW in Winterthur, kehrt er nun ans Deutsche Seminar zurück, wo seine Karriere vor 15 Jahren – just als Assistent von Angelika Linke – ihren Anfang nahm. Zuvor hatte er am Deutschen Seminar die Studien-CD Linguistik mitentwickelt und gab damit dem digitalen Lehren und Lernen Vorschub, lange bevor es zum Modewort wurde. Noah Bubenhofer tritt die Stelle per 01. September 2019 an.

Guido Seiler kehrt nach mehreren Stationen und zuletzt einer fünfjährigen Tätigkeit als Professor für Germanistische Linguistik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu seiner Alma Mater zurück. Nach dem Studium der Germanistik und Slawistik in Zürich war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Elvira Glaser, wo er für seine Promotions- und Habilitationsarbeit jeweils ausgezeichnet wurde. Vor seiner bisherigen Professur in München war er Lecturer for German Linguistics an der University of Manchester und Professor für Germanistische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Die Mitglieder der GfdSL erhalten am 28. November die Möglichkeit, Guido Seiler persönlich zu kennenzulernen. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Gesellschaft wird er einen Vortrag zum Thema „Feiern“ halten.

Starke Frauen am DS: Sophie Witt und die PRIMA-Förderung

Sophie Witt
Sophie Witt

Seit 2019 erforscht Dr. Sophie Witt, gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds, das „medizinische Wissen des Theaters. Faszinationsgeschichte und Poetologie der Psychosomatik“. Das SNF-PRIMA-Projekt untersucht in historischer und systematischer Perspektive den Zusammenhang zwischen dem Psychosomatischen und dem Theatralen, da sich nicht nur die Psychosomatik bis heute der Theatermetaphorik bedient, sondern auch die Tragödie sich auf die Affekte, also eine ganzheitliche psychophysische Gestimmtheit beruft. Die SNF-PRIMA-Förderung ermöglicht hervorragenden Forscherinnen, die ein hohes Potenzial für eine Professur aufweisen, ein Forschungsprojekt unter eigener Leitung mit einer Dauer von fünf Jahren durchzuführen. Sophie Witt wurde 2014 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder mit einer Arbeit über Henry James und den ‚Dramatismus des modernen Romans‘ promoviert und forschte seither in unterschiedlichen Funktionen an der ETH und der Universität Zürich sowie der Queen Mary University of London. Vom 30. Oktober bis 1. November findet in Zürich die von Sophie Witt organisierte Konferenz zum Thema „Wissen und Ganzheit: Das 18. Jahrhundert und sein Nachleben“ statt.

Link zum Forschungsprojekt