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Medialität in der Vormoderne
Vier Ausstellungen des Nationalen Forschungsschwerpunkts
Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen
Historische Perspektiven
zur 175-Jahrfeier der Universität Zürich (2008)
Das Buch zu den Ausstellungen:
Christian Kiening / Martina Stercken (Hg.)
SchriftRäume.
Dimensionen von Schrift zwischen Mittelalter und Moderne
(Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 4), Chronos, Zürich 2008.
456 S. 268 Abb. Geb.
Eine Ausstellung in der Burg Zug.
17. Juni 2008 - 11. Januar 2009
Schrift spielt in Liturgie und Volksfrömmigkeit eine zentrale Rolle. Neben weiteren «Medien des Heils», die in der Ausstellung präsentiert werden, vermag sie in bestimmten Konstellationen, ihre instrumentelle Funktion überschreitend, als Spur des Göttlichen zu wirken. Obwohl das Transzendente stets jenseits des Begreif- und Darstellbaren bleibt, ist eine innerweltliche Erfahrung des Göttlichen insofern durch Schrift, Bilder, Reliquien, Gesang oder durch Düfte möglich. Ins Blickfeld kommen jene Bedingungen, Praktiken und Kontexte, in denen Medien nicht nur religiöse Informationen überlieferten, sondern selbst Anteil am Heiligen hatten, das sie repräsentierten. Die Schau ist gegliedert nach Räumen der Wirksamkeit: Kirche, Kloster, Wallfahrtsstätte, Privathaus und der öffentliche Raum unter freiem Himmel. Es werden auf diese Räume bezogene mediale Konstellationen vorgestellt, in denen das Heil reflektiert, aktualisiert und zur Erscheinung gebracht werden konnte.
Eine Ausstellung in der Stiftsbibliothek St. Gallen.
2. Dezember 2007 – 9. November 2008
Schrift birgt Geheimnisse. Demjenigen, der sie nicht verstehen kann, erscheint sie als mysteriöses Zeichengefüge. Aber auch für denjenigen, der sie lesen kann, bewahrt sie Geheimnisvolles und Rätselhaftes. An frühmittelalterlichen Handschriften und Schriftstücken aus der Stiftsbibliothek St. Gallen und dem Stiftsarchiv St. Gallen wird diesem Phänomen nachgegangen. Gezeigt wird, wie in einer Zeit, in der Schriftlichkeit noch wenig verbreitet war, mit undurchsichtigen Rätseln, unsichtbaren Kommentaren und fremden Zeichen, aber auch mit kostbaren Materialien und aufwändigen Ausstattungen Schrift inszeniert wurde. Gefragt wird nach denjenigen, die über die Schrift verfügten, und nach den Absichten, die mit der Aufzeichnung von Wissen verbunden waren.
Eine Ausstellung im Strauhof Zürich.
24. September 2008 – 30. November 2008
Diese Ausstellung gilt den Dynamisierungen von Schrift in der Literatur zwischen dem ausgehenden 18. und dem frühen 20. Jahrhundert. Fünf bis in die Gegenwart wirkende Phasen der Entwicklung werden vor Augen geführt: diejenige, in der die Nähe von Text und Bild verabschiedet, zugleich aber die Schrift als eine der zentralen Reflexionsmöglichkeiten des Literarischen entdeckt wird; diejenige intermedialer Experimente des literarischen «Realismus»; diejenige, in der mit neuen Mechaniken exzessiv gespielt wird; diejenige, in denen Schrift in Druck, Graphik und Kunst entgrenzt wird, und diejenige, in der mit dem Beginn von Film- und Hörkunst jene Dynamisierung von Schrift erfahrbar wird, welche die moderne Medialität in ihrem Kern prägt.
Eine Ausstellung in der Zentralbibliothek Zürich, 3. März 2008 – 12. Juli 2008
Abb.: Paulusbriefe; Frankreich, 12. Jh., Zentralbibliothek Zürich
Schrift kann Autorität und Aura entfalten. Dies gilt insbesondere für Gesellschaften, in denen Schriftgebrauch wenig verbreitet ist. Auf welche Weise im hohen und späten Mittelalter Schrift in Szene gesetzt wurde, um Verbindlichkeit, Gültigkeit und Macht zu erlangen, ist Thema der Ausstellung. Drei Aspekte werden dabei im Vordergrund stehen: Dies ist zum einen die besondere Präsenz von Schrift, die nicht nur durch ihren Inhalt, sondern auch durch ihre Gestaltung und das verwendete Material Wirkung entfaltet. Dies ist zum anderen die Einbindung von Schriftstücken in Situationen des Gebrauchs, der Umgang mit Schrift in religiösen und politischen Handlungszusammenhängen. Und dies ist schliesslich das Spiel mit traditionellen Anordnungen von Schrift bei der Herstellung von neuen Artefakten, die sich auf diese Weise der Wirkmacht der älteren Überlieferung bedienen.
Begleitprogramm: Vorträge (PDF, 1 MB)