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Das Werk von Catharina Regina von Greiffenberg, die gern als "bedeutendste Dichterin des Barock im deutschen Sprachgebiet" (V. Meid) gerühmt wird, ist selbst unter Germanisten bis heute kaum beachtet. So ist es nur in reprographischen Nachdrucken greifbar, und die Anthologien barocker Dichtung räumen ihr, wenn überhaupt, nur wenig Platz ein. Die wenigen vorliegenden Studien interessieren sich für sie aus literatursoziologischer, frömmigkeits- und mystikgeschichtlicher Perspektive oder im Rahmen einer genderorientierten Literaturwissenschaft als schreibende Frau. Die spärlichen Untersuchungen zu ihrer Formkunst und Bildsprache beziehen sich hauptsächlich auf die Sonette. Die Andachtsliteratur wie auch die religionspolitisch motivierte Abhandlung zur Bekehrung des Kaisers wurden weitgehend ausgeblendet. Erst in den letzten 20 Jahren erschienen, vor dem Hintergrund eines erweiterten Literaturbegriffs und im Kontext kulturwissenschaftlicher Fragestellungen, einzelne Beiträge zu diesen anderen Aspekten ihres Werks.
Eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Werk von Catharina Regina von Greiffenberg im Blick auf seine poetologischen Aspekte ist ein Desiderat der Forschung.
Das geplante Kolloquium will - durchaus auch programmatisch - hier einen Anfang setzen. Im Bewusstsein der mittelalterlichen Tradition mystischer Rede und in engem Bezug auf die biblische Sprache und deren Bildpotenzial, aber auch in Kenntnis der emblematischen Sinnformen sowie pansophischer, naturkundlicher und historiographischer Ordnungsmuster des 17. Jh.s, entwickelte Catharina Regina von Greiffenberg eine eigene, eigenwillige und hochpoetische Sprache und Ausdruckskunst.