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Rüdiger Görner
Professor of German with Comparative Literature, Queen Mary University of London
Literatur sucht seit jeher das Verlorene auf. Im Verschollenen fand sie die abwesende Personifikation dieses Phänomens. Auch das Verlorengehen selbst thematisiert Literatur, wobei die interpretierende Philologie, diese Disziplin als einen offenen Deutungsprozess verstanden, literarischen Werken die Zeichen des Verlorengegangenen, des Verlustes entlockt; dazu gehören auch – mit Max Kommerell gesagt – Sprachbilder der „Hilflosigkeit des menschlichen Erkennens“. Dieser Vortrag unternimmt den Versuch aus prägnanten Veranschaulichungen dieses Problemfeldes in der Literatur eine ‚Semiotik des Verlustes‘ zu skizzieren, eingedenk der Gefahr, sich dabei selbst zu verlieren, was hierbei unweigerlich Teil des Reflexionszusammenhangs zu sein hat.