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«Schreiben ist immer beides, Sprache haben und zur Sprache kommen[...]. Über ein Kind zu schreiben, heisst schliesslich nicht nur, auf die Sprache der Kinder zurückzukommen, sondern immer auch, sich an den Ursprung der eigenen Sprache heranzuschreiben. Das ist am aufregendsten.»«Ein Kind ist da. Dieser Satz umreisst die seltsame Eintrittsverfassung ins Leben, die nach dessen Endlichkeit wohl das zweitgrösste Skandalon unserer Existenz darstellt. Wir kommen an und sind nicht nur nicht in der Lage, über unsere Ankunft nachzudenken, sie in Begriffe zu fassen und zu kommentieren, sondern wir erinnern uns nicht einmal an sie[...]. Nein, wir [...] sind angewiesen auf Fotoalben und Notizen unserer Eltern, angewiesen auf [...] die Erzählung.»
«Soll ich Dir etwas erzählen?» – diese «poetologische Zentralfrage» nahm der Schriftsteller und Kinderpsychiater Paulus Hochgatterer zum Ausgangspunkt, um in seinen drei Vorlesungen über die «Poetik der Kindheit» zu sprechen. Die Poetik und die Kindheit sind für den Autor aufs Engste miteinander verbunden. Denn über die Kindheit nachzudenken bedeute immer auch nach dem Ursprung der Sprache und der «narrativen Notwendigkeit» zu fragen.
Paulus Hochgatterer, 1961 in Amstetten in Niederösterreich geboren, lebt als Schriftsteller und Kinderpsychiater in Wien. Für sein Werk, das Erzählungen, Romane und Krimis umfasst, wurde er 2009 mit dem Europäischen Literaturpreis, 2010 mit dem Österreichischen Kunstpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen sind die beiden Romane Die Süße des Lebens (2006) und Das Matratzenhaus (2010). Seine poetologischen Aufsätze, Reden und Vorlesungen wurden 2012 unter dem Titel Katzen, Körper, Krieg der Knöpfe. Eine Poetik der Kindheit bei Deuticke veröffentlicht.