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«Wieso wagt sie [die Kürzestgeschichte ‹Begegnung› vom russischen Surrealisten Daniil Charms] es, als Geschichte aufzutreten? Sie hat uns ja kaum etwas zu erzählen, sie liegt sozusagen unter dem Gefrierpunkt des Erzählbaren.»«Sie hält einen Moment des Lebens fest und behauptet, dass dieser Moment etwas Besonderes sei. Und von dieser Behauptung gehen wir alle aus, die schreiben, dass jeder Moment des Lebens etwas Besonderes ist, das der Beschreibung würdig ist, wenn wir ihn genau anschauen. Jeder Moment ist ein Ausschnitt aus einer längeren Geschichte, und jeder Moment ist, für sich genommen, eine kurze Geschichte.» «Einfach darf nie banal heissen. Selbst wenn ich für Kinder schreibe, senke ich nie bewusst das Niveau, sondern ich arbeite so, dass ich auch Spass daran habe. Oft weiss ich am Anfang gar nicht, ob jetzt eine Geschichte für Kinder entsteht oder eine nur für Erwachsene.»
Franz Hohler sprach in seinen Poetikvorlesungen über sogenannt ‹einfache› literarische Formen: Erzählungen, die nur aus einem Satz, Gedichte, die nur aus einer Zeile bestehen. Die Faszination dieser Texte gehe von ihren Leerstellen aus, die zum Weitererzählen anregten. Er las Geschichten von Kindern vor, die seine Erzählungen um- und weitergeschrieben haben, und analysierte, wie sich deren Erzählen von dem seinigen unterscheidet.
Franz Hohler (* 1943 in Biel) ist Kabarettist, Musiker und Schriftsteller. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Gedichte für Kinder und Erwachsene (darunter Der Granitblock im Kino 1981; Der neue Berg 1989; Die Karawane am Boden des Milchkrugs 2003; Es klopft 2007). Viele seiner Gedichte hat er am Cello vertont. Seine Kindersendung Franz und René prägte Generationen von heute erwachsenen Kindern.