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Die Ältere deutsche Literaturwissenschaft verfügt in Zürich über eine hervorragende Tradition. Sie stellt die grösste mediävistische Abteilung in der Schweiz und eine der profiliertesten im deutschsprachigen Raum dar. Ihr Gegenstand sind, in einzigartiger Breite, Texte von der Zeit um 800 bis zu jener um 1700, also von den Anfängen schriftlicher Überlieferung über die mittelhochdeutschen ,Klassiker' (Minnesang, Artusroman) bis hin zur Entwicklung eines Literatursystems im Barock und der Rezeption des Mittelalters in der Moderne.
Diese Breite eröffnet die Chance einer vielseitigen Beschäftigung mit Texten, die auf den ersten Blick oft befremdlich oder merkwürdig wirken, bei aufmerksamer Lektüre aber Grundsätzliches über Art und Funktionieren von Texten zu erkennen geben. Nicht wenige von ihnen erweisen sich als funkelnde Brillanten: vielfältig in den entworfenen Werken, tiefsinnig in der Variation von Strukturen, subtil im Spiel der Zeichen. Momenthaft werden in ihnen vergangene Sinngefüge lebendig. Zugleich lassen sich an ihnen die zentralen Verfahrensweisen literaturwissenschaftlichen Arbeitens in grosser Klarheit lernen.
Das Fach Ältere deutsche Literaturwissenschaft ist für das kulturelle Selbstverständnis von hoher Bedeutung. Es vermittelt die Kenntnis der historischen Dimension der muttersprachlichen literarischen Tradition. Es verknüpft philologische Basisausbildung mit intensiver Methodenschulung. Es erschliesst die geistes- und kulturwissenschaftlich zentrale Verschränkung von Fremdheit und Vertrautheit. Es führt anhand der mittelalterlichen Manuskript- und der frühneuzeitlichen Druckkultur in Grundfragen der Textualität, der Medialität und der Materialität ein. Und es schlägt mit der Analyse historischer Semantiken, kultureller Poetiken und textueller Dynamiken wichtige Brücken zu den anderen germanistischen Teil- wie den historischen und philologischen Nachbarfächern.