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Das durch den Schweizerischen Nationalfonds von 2023 bis 2027 geförderte Projekt befasst sich mit einem spezifischen Schnittfeld von Literatur und Ökonomie: dem sich im 15. und 16. Jahrhundert ausbreitenden schwankhaften Erzählen. Quantitativ ein wichtiger Sektor der zeitgenössischen Literaturproduktion, entfaltet es ein ganzes Spektrum von Konzepten und Narrativen, Semantiken und Praktiken menschlichen Sozialverhaltens im Hinblick auf den kompetitiven, aber auch imaginativen Umgang mit beschränkten Ressourcen und unterschiedlichen Werten.
Leitend für die Untersuchung dieser Phänomene in Workshops, Aufsätzen und Dissertationen ist die Kategorie der narrativen Mikroökonomien: Ökonomien im Plural, weil verschieden(artig)e ökonomische Elemente und Modelle interferieren; Mikroökonomien, weil weniger die grossen Theorien oder merkantilen Entwicklungen der Zeit eine Rolle spielen als spezifische Gegebenheiten, lokale Konstellationen und typisierte Verhaltensformen; narrative Mikroökonomien, weil die kleinen ökonomischen Verhältnisse mit kleinen narrativen Formen zusammengehen. Bei ihnen kommt (1) das Grundsätzliche menschlichen ökonomischen Handelns dort in den Blick, wo (2) individuelle, spontane, kleinformatige Tauschaktionen vorherrschen, die (3) oft mit List und Täuschung einhergehen und (4) auf dem Gebrauch der Sprache, dem Einsatz des Wortes und den Möglichkeiten des Erzählens beruhen.
Das Forschungsprojekt stellt neuartige Verbindungen her zwischen sonst meist getrennt wahrgenommenen Texten und Textgruppen. Es vermittelt erstmals einen differenzierten Eindruck des für die frühe Neuzeit immer noch unzureichend konturierten Schnittfeldes von Literatur und Ökonomie/Ökonomik – anhand exemplarischer Analysen, die auch für andere Literaturen der Zeit sowie für die historisch-kulturwissenschaftlichen Wirtschaftswissenschaft anschlussfähig sind.