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lic. phil. Stéphane Boutin


 

Laufende Forschungsprojekte

Serielle Agonistik. Konfliktnarrative in der US-Fernsehserie um 2000

Noch im späten 20. Jahrhundert galt die Fernsehserie als eine primär komplexitätsvermeidende Erzählform. Dagegen wird der Serie seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts oft gerade ein besonders hohes Maß an narrativer Komplexität zugeschrieben. Dazwischen liegt ein global ausstrahlender, aber zunächst vor allem durch US-amerikanische Produktionen geprägter Boom 'neuer Serien' wie The Sopranos (1999-2007), The West Wing (1999-2006), The Wire (2002-2008) oder Lost (2004-2010). Mit der Konjunktur dieses sogenannten Quality-, Complex- oder Prestige-TV vollzieht sich ein Paradigmenwechsel in der Beschreibung und Kanonisierung serieller Narration: Die Serie gilt nun nicht mehr als kulturindustrielles Gefäß einer nur minimal variierten Repetition, sondern avanciert zu einer prominent rezipierten Erzählform, deren differierender Wiederholungsstruktur auch eine vertiefte Reflexion kultureller Zusammenhänge zugestanden wird. Doch obwohl im Zug dieses Paradigmenwechsels auch das wissenschaftliche Interesse an Serialität und seriellem Erzählen in den letzten Jahren stark angestiegen ist, blieb die gesellschaftlich besonders relevante Dimension der seriellen Erzählung von Konflikten - und damit auch das narrative Wissen um ihre Konfrontation, Austragung oder Eskalation - bisher größtenteils unreflektiert. Das vorliegende Forschungsprojekt widmet sich daher der Frage, wie Konflikte in diesen neuen Serien erzählt werden und was für ein Wissen von Konfliktualität darin transkulturell zirkuliert. Um die vielgestaltigen Formen dieser seriellen Konflikterzählungen narrativ zu schematisieren und in Bezug auf ihr Konfliktwissen miteinander zu vergleichen, dient das agonale Konfliktmodell Nietzsches als theoretische Kontrastfolie.


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