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Das Buchprojekt fragt danach, wie sich Werkkonzepte und Werkstrukturen in der deutschen Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts formieren. Im Unterschied zu einer Literaturtheorie, die den Werkbegriff entweder nur unter modernen Voraussetzungen diskutiert oder auf die Unfestigkeit vormoderner Textkulturen abhebt, will die Studie die Historizität und Pluralität von Werkhaftigkeit in den Blick nehmen. Dafür untersucht sie diskursive, (para-)textuelle und materielle Formen der Werkkonstitution, die als Reaktion auf die mediale Umbruchssituation zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit entstehen.
In der mittelalterlichen Gedenkkultur kommt dem Grabmal eine wichtige Funktion als Erinnerungsmedium zu. Zwischen Früh- und Spätmittelalter lässt seine Entwicklung das Bedürfnis erkennen, den Toten und ihrem Leben eine signifikante Form zu geben und sie auf diese Weise präsent zu halten. Zwar wurde der besondere Zeichencharakter des Grabmals im Mittelalter nicht theoretisch reflektiert. Doch als Motiv begegnet es so zahlreich in der zeitgenössischen Literatur und Historiographie, dass diese Darstellungen implizite Rückschlüsse auf die Wahrnehmung seiner Substitutions- und Repräsentationsfunktion erlauben. Die Studie untersucht die Zeichenhaftigkeit erzählter Grabmäler erstmals systematisch und in komparatistischer Perspektive.