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"Strategien der Selbstbehauptung in Grimmelshausens Simplicissimus-Roman"
Das deutsche 17. Jahrhundert gilt als eine Zeit der politischen, ökonomischen und sozialen Krise, die sich insbesondere im Dreissigjährigen Krieg manifestiert. In der literaturgeschichtlichen Forschung herrscht allerdings Konsens darüber, dass gerade diese Zeit des Umbruchs und des Wandels neue ästhetische Horizonte eröffnete, die für die Rahmenbedingungen der barocken Literaturproduktion konstitutiv sind. Die Promotionsarbeit knüpft an die produktiven Ansätze jüngerer Forschungsarbeiten an und untersucht den Nexus von Kunst und Krise am Beispiel von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens Simplicissimus-Roman, dessen ästhetisches Programm, so eine grundlegende These, nicht nur einer kultur- und literaturpolitischen Krise entspringt, sondern diese gleichzeitig zu bewältigen vermag. Vor diesem Hintergrund analysiert die Arbeit erstens, wie krisenhafte Momente wahrgenommen werden und inwiefern der Wahrnehmung (Aisthesis) in epistemischen Krisen eine ordnungsstiftende Funktion zukommt. Zweitens zeigt sie, dass künstlerisches Handeln als Strategie der Selbstbehauptung fungiert, um äussere Krisenzustände zu überwinden und bisweilen in der sozialen Hierarchie aufzusteigen. Und drittens liegt das Augenmerk auf subjektiven Sinnkrisen, in deren Zuge die Krise als Kategorie der Selbstbeobachtung greifbar wird, die dazu anregt, sich in der künstlerischen Produktion selbst zu vergewissern. Mithilfe eines terminologischen Instrumentariums, das auf Theorien der Soziologie, der Philosophie, der Anthropologie sowie der Narratologie zurückgreift, fokussiert das Promotionsprojekt die ästhetische Dimension von Krisendispositiven in Grimmelshausens Hauptwerk, wobei ausgewählte Textstellen einer detaillierten textanalytischen Lektüre unterzogen und in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden.
