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Bestimmend für das Projekt ist die Arbeitshypothese, dass die Leitfiguren der 'Hundebestie' und der 'Spürnase' sowie die sehr unterschiedlichen kulturhistorischen Traditionslinien, von denen sie zehren, auf untergründige Konflikte hinführen, die das Genre insgesamt durch-ziehen. Oppositionen, die für das Genre vermeintlich konstitutiv sind (Ermittler/Verbrecher; Menschliches/Tierisches; Ratio/Affekt), werden durch sie ins Wanken gebracht und müssen deswegen immer wieder neu ausgehandelt werden. In methodischer Hinsicht spielt die narratologische Unterscheidung zwischen 'diegetischen' und 'semiotischen' Hunden (also zwischen Hunden als Handlungsträgern und Hundemetaphern bzw. -vergleichen) eine massgebliche Rolle für das Projekt, genauso aber auch die Einbettung der jeweiligen Konfigurationen des Hündischen in zeitgenössische Wissensdiskurse - von der kulturkritischen Denkfigur der bête hu-maine um 1900 bis zu heutigen Tierwohl-Debatten und der vieldiskutierten 'Rückkehr des Wolfs'.
Das Projekt befasst sich mit einer autobiographischen Sonderform, die seit rund 20 Jahren über die Länder-, Sprach- und Mediengrenzen hinweg zunehmend an Beliebtheit gewinnt: 'relationale' Autobiographien, in denen schreibende, zeichnende, singende und filmende Töchter und Söhne anhand von Tagebüchern, Briefen, Fotos, Erinnerungen und Gesprächen die Lebensgeschichten ihrer Mütter und/oder Väter (re-)konstruieren - und sich auf dem Weg als Autor*innen entwerfen. Es öffnet den innergermanistisch geprägten Begriff der 'Väterliteratur' vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Debatten nicht nur chronologisch, sondern auch interkulturell,intermedial sowie hinsichtlich gegenwärtiger Geschlechterdiskurse und Alters-/Demenz-Narrative. Zum untersuchten Korpus gehören deswegen neben deutschsprachigen auch englisch- und französischsprachige sowie skandinavische Erzähl- und Songtexte, Filme und Graphic Novels.
Laufzeit: 2011-2019
Gefördert durch ein Advanced Postdoc.Mobility-Stipendium des Schweizerischen Nati-onalfonds sowie über den Forschungskredit der Universität Zürich
Abstract: Meine Relektüren von Theodor Storm, Gottfried Keller, Wilhelm Busch, C. F. Meyer und Theodor Fontane verbinden einen medientheoretisch informierten, kulturwissenschaftlichen Zugriff mit einer rhetorikaffinen Stilistik des Lesens und intertextuellen Tiefenbohrungen. So bringen sie ein epochenkonstitutives Schreibmuster zum Vorschein. Zentral ist dabei die Einsicht, dass Diskurse, die im Rahmen des 'poetischen' Realismus als prosaisch verrufen und in den Texten dementsprechend nicht als solche artikulierbar sind, tiefenstrukturell sehr wohl eine entschei-dende Rolle spielen: Indem sie die dominanten, auf Poetisierungseffekte abzielenden Ordnungsmuster der Texte zumindest ein Stückweit unterlaufen und hinterfragen, machen diese diskreten Dissonanzen hellhörig für die verkappte Modernität des deutschsprachigen Realismus.